"Ach Du Schreck,
schon wieder eine Homepage!"
Aber
alles hat ja seinen Grund. Denn klickt man bei einer der Suchmaschinen
den Namen Friedrich Wilhelm Heinz an, so erscheint eine Anzahl Seiten
von verschiedenen Autoren, die, mehr oder weniger kompetent, über ihn berichten.
An
sich würde das ja ausreichen, wenn sich nicht - auf vielen Seiten - in
die Biografie von Friedrich Wilhelm Heinz so viele, zum Teil
gravierende Fehler, eingeschlichen hätten.
Ein
Beispiel: Auf einer englischsprachigen Seite wird berichtet, dass Heinz
1924 zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, bis er
1929 durch eine Generalamnestie wieder frei kam.
Reine Erfindung und völlig unwahr!
Es
ist häufig die Bequemlichkeit der Journalisten, Historiker und anderer
Schreibender, die die Geschichten der Vorgänger ungeprüft abschreiben
und somit, zum Teil sicher unfreiwillig, diese Un- oder Halbwahrheiten
weitergeben.
Ein Beispiel soll dies belegen:
2004
erscheint in einem Berliner Verlag ein vor Hass gegen die Wehrmacht
triefendes Buch über die Division Brandenburg, geschrieben von einem
ehemaligen DDR-Minister.
Als
er auf Heinz zu sprechen kommt, erfährt der Leser, dass "am 9.
September 1943 der Kdr. des 4. Regiments, Oberstleutnant Heinz,
überraschend einen Regimentsbefehl erlässt, in dem er allen dankt und
mitteilt, dass er aus Krankheitsgründen den Befehl niederlegen muss."
Der
Buchautor weiter: "Seine Krankheit ist ein äußerst starker politischer
Schnupfen.., da er von seinem Divisionskommandeur abgelöst worden ist.."
Wahr
ist, dass zwischen dem Divisionskommandeur und Heinz in der Tat
Differenzen bestanden, aber ein Blick in HEINZ Krankenakte erklärt die
Angelegenheit weniger dramatisch.
Nach Auskunft der Deutschen Dienststelle, Berlin, sind folgende Lazarettaufenthalte wegen Krankheit dokumentiert:
03.03.- 30.03.1942 Reservelazarett 101 Döberitz, Krankenabteilung 1
01.05. - 26.04.1942 Reservelazarett 111 Berlin-Tempelhof
12.09. -19.09.1943 Ortslazarett Banja-Luka, Sanitäts-Kompanie 1087
19.09. -26.09.1943 Reservelazarett 102 Teillazarett Viktoria Bad Saarow
26.09. - 21.10.1943 Reservelazarett 102 Bad Saarow-Pieskow, Teillazarett Schloss
26.10. - 29.02.1944 Reservelazarett 102 Bad Saarow
Ab 29. Februar als bedingt dienstfähig/kriegsverwendungsfähig zur Truppe!
Solche
Beispiele falscher Informationen findet man in den über Heinz
geschriebenen Quellen zuhauf, dazu kommt, dass sich eine Persönlichkeit
wie Heinz in seinem bewegten Leben nicht nur Freunde gemacht hat.
Das
Resultat: Die Schar derer, denen er, bewusst oder unbewusst, irgendwann
einmal "auf die Füße getreten war", hat sich literarisch "gerächt" und
polemisiert, statt zu informieren.
So
taucht, besonders im Komplex der Beck-Witzleben-Oster-Verschwörung, bei
der Charakterisierung von Friedrich Wilhelm Heinz immer wieder der
Begriff "Landknechtstyp" auf, der bei denen, die ihn kannten, nur
Kopfschütteln hervorgerufen hat.
Vielleicht
liegt das auch daran, dass bisweilen seine Biografie vermischt wird mit
der des Freikorps- und Ruhrkampfführers Heinz-Oskar Hauenstein, der
während des Oberschlesieneinsatzes der Freikorps den Tarnnamen "HEINZ"
geführt hat.
Aber
wenn unsere schnelllebige Zeit auch wichtigere Probleme hat, als sich
mit dem Leben von Friedrich Wilhelm Heinz auseinander zu setzen, so hat
andererseits der interessierte Leser das Recht, sauber recherchiert
über die Zeitgeschichte und ihre Zeitgenossen informiert zu werden,
zumal sich diese heute gegen Unwahrheiten, Unterstellungen,
Bösartigkeiten ja auch nicht mehr wehren können.
Diese
Website über Friedrich Wilhelm Heinz will seinem facettenreichen Leben
in Wort und Bild gerecht werden. Auf ihr erfährt der Leser alles
Wichtige über den Mann, den Margaret Boveri 1956 in ihrem Standardwerk
"Der Verrat im 20. Jahrhundert" als den "Vertreter der verlorenen
Generation" schildert.
Wer
noch mehr über ihn erfahren will, vor allem über die Zeit 1919 bis
1945, dem sei das 2000 im Siedler Verlag (Berlin) erschienene
Buch von Dr. Susanne Meinl mit dem allerdings unglücklich
gewählten Titel NATIONALSOZIALISTEN GEGEN HITLER - Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz, empfohlen.
Seine
eigenen Bücher (inzwischen gibt es beim Uwe-Berg-Verlag Toppenstedt
einen Reprint von SPRENGSTOFF und DIE NATION GREIFT AN, im
Bublies-Verlag Beltheim-Schnellbach das 2011 erstmals veröffentlichte
Buch DURCHBRUCH INS REICH), sucht man am
sinnvollsten bei www. zvab.com, dem Zentralverzeichnis von 1.600
Antiquariaten.
Die
Zeit von Friedrich Wilhelm Heinz als Leiter der Abwehrabteilung im Amt
Blank von 1950 bis 1953 beleuchtet das 2002 bei Rowohlt erschienen Buch
GEGEN FREUND UND FEIND - Der BND: Geheime Politik und schmutzige
Geschäfte, in dem die Autoren Peter F. Müller und Michael Mueller die
Arbeit des "Friedrich-Wilhelm-Heinz-Dienstes" (FWHD) im
Nachkriegsdeutschland beschreiben als auch das von Dieter Krüger und
Armin Wagner 2003 im Ch. Links Verlag herausgebrachte Buch
"Konspiration als Beruf" - Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg.
Das ist die Website von
Friedrich Wilhelm Heinz
(1899-1968)
"Geht es um des Reiches Größe,
geht es um des Volkes Ehre
Fraget nicht, ob gut, ob böse
nicht ob grausam unsere Wehre
Fragt nicht nach geschrieb´nen Rechten:
Heilig ist ein jedes Fechten
Gilt´s zu neuen Knechtschaftsleiden,
Gilt´s zu frechen Sklavenketten,
Gilt´s das Vaterland zu retten
Um die Freiheit zu erstreiten!
Unser Denken: Kampf
Unsere Seele : Sieg
Unser Leben : lieber kurz, ein Heldenlied,
als ein langes Geraufe um Groschen und Krippen."
F.W. Heinz
(aus einem Gästebuch am 19.IV.1922)
Friedrich Wilhelm HEINZ wird am 7. Mai 1899 als Sohn des Kaufmanns Adam
Martin Heinz und seiner Frau Auguste Apolonia, geb. Heck, in Frankfurt
am Main geboren. Zu seinen Vorfahren gehörten mütterlicherseits u.a.
die Familie Martin Luthers.
1901 zieht die Familie in das Taunusstädtchen Usingen und von dort etwa 1905 nach Annerod bei Gießen.
Als
HEINZ neun Jahre alt ist, zieht die Familie zurück nach Frankfurt, wo
Adam Martin Heinz in der Kleyerstraße die "Kamerun-Apotheke" übernimmt.
Friedrich Wilhelm HEINZ schließt sich
der Pfadfinderbewegung "Schwarze Freischar" (schwarz-rot-goldene
Abzeichen) an und besucht bis zur Obersekunda die Liebig-Oberrealschule
in Frankfurt am Main/Sachsenhausen. Bereits zu dieser Zeit schließt er
sich dem Kreis um Stefan George an.
Seinem
seit frühester Kindheit gehegten Wunsch folgend, aktiver Offizier zu
werden, tritt er am 3. Mai 1916 als Kriegsfreiwilliger in das
Ersatzbataillon des Garde-Füsilier-Regiments ein, das als eines der
beliebtesten Berliner Regimenter den Beinamen "die Maikäfer" führt.
Nach der Grundausbildung wird HEINZ am 8.
Oktober 1916 als Fahnenjunker in das in der preußischen Provinz Posen
(Stab, I. und II. Bataillon in Posen, III. Bataillon in Wreschen)
stationierte Infanterie-Regiment "Graf Kirchbach" (1.
Niederschlesisches) Nr. 46 angenommen. (Bild unten der im Krieg
neuerrichte Kasernenblock I.R.46 in Jarotschin/preuß. Provinz Posen)
Am 2. Januar
1917 erfolgt seine Beförderung zum Fahnenjunker-Unteroffizier.
Nach der Grundausbildung und der Ausbildung am MG 08 und MG 08/15 nimmt
HEINZ (2. v.l) vom 12. September bis 17. September 1917 als Gruppenführer in der
5. Kompanie/I.R. 46 teil an der "Sommerschlacht in Flandern" und vom
18. September bis 18. Oktober an der "Herbstschlacht in Flandern".
Es
folgen vom 21. November bis 8. Dezember die "Kämpfe in der
Siegfriedstellung" mit der "Tankschlacht bei Cambrai" (22.11. -
29.11.1917) - während der Tankschlacht wird er am 25. November mit dem
EK II ausgezeichnet - und der "Angriffschlacht bei Cambrai" (30.11. -
7.12.1917).
Sein
bester Kamerad im I.R.46 ist der Fähnrich Hans-Ulrich Stutzer, mit dem
ihm, bis zu seinem Tod, eine enge Freundschaft verbindet.
Vom 8. Dezember 1917 bis 22. März 1918 ist
HEINZ Teilnehmer des Fahnenjunkerkursus an der Infanterieschule Döberitz
und wird, nach bestandener Offizier-Prüfung vor der preußischen
Militär-Oberprüfungskommission in Berlin, zum Fähnrich befördert.
Vom 22. März bis 6. April ist er als Zugführer 5./I.R. 46 (oberes Bild)
beteiligt an der "Großen Schlacht in Frankreich", es folgen die
"Durchbruchsschlacht Monchy-Cambrai", in deren Verlauf HEINZ am 21.
Juli 1918 zum aktiven Leutnant befördert wird, die "Schlacht bei
Bapaume", die "Kämpfe zwischen Arras und und Albert", die "Schlacht bei
Armentieres", die "Stellungskämpfe in Französisch-Flandern", die
"Stellungskämpfe in Flandern und im Artois", die "Stellungskämpfe im
Artois", die "Kämpfe an der Avre und an der Matz", die "Abwehrschlacht
an der Somme und Avre" sowie die "Tankschlacht zwischen Ancre und Avre".
Schließlich folgt die "Schlacht an der
Römerstraße" (Somme), in der HEINZ als Stoßtruppführer, im
infanteristischen Nahkampf mit englischen Soldaten, am 11. August 1918
durch einen Streifschuss am Hinterkopf schwer verwundet wird.
Die Revolution im November 1918 erlebt er im Lazarett Frankfurt am Main.
Nach
seiner Genesung stellt sich HEINZ von April bis Juni 1919 als
Angehöriger des Freiwilligen I.R. 46 dem Grenzschutz Ost an der
Posen-Niederschlesischen Grenze zur Verfügung , bis ihn am 23. Juni
1919 ein durch polnische Banden herbeigeführter
Eisenbahntransportunfall (Schienensprengung) erneut schwer verwundet.
Am
11. Januar 1920 kehrt er zum Regiment zurück. Vom 29. Januar bis zu
seiner Verabschiedung aus dem Heer am 31. März 1920 als
schwerkriegsbeschädigter Oberleutnant der Landwehr ist er als Erzieher
zum Kadettenhaus Wahlstatt kommandiert.
Während
des Ersten Weltkrieges und seines Einsatzes im Grenzschutz Ost wird
HEINZ ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse, dem
Verwundetenabzeichen in Schwarz und Silber, dem Bewährungsabzeichen des
V. Armeekorps, Schlesischer Adler I. Stufe mit Schwertern und
dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer.
Bereits
Ende 1919 im III. Bataillon/II. Marinebrigade Ehrhardt (dem wohl
schlagkräftigsten als auch prominentesten Freikorpsverband unter
Korvelltenkapitän Hermann Ehrhardt), schafft HEINZ Anfang 1921 in
Frankfurt am Main /Hessen-Nassau einen selbständigen Wehrverband, der
teils der Organisation Escherisch (Orgesch), teils dem Bund Wiking e.V.
(Brigade Ehrhardt) angegliedert ist.
Bei seiner Teilnahme bei der Abwehr des Polenaufstandes in Oberschlesien wird HEINZ am 31. Mai 1921 erneut verwundet.
Von
Hermann Göring, zu dieser Zeit der oberste SA-Führer der noch in den
Kinderschuhen steckenden "Kampftruppe" der Nationalsozialisten, wird
HEINZ in einem Schreiben 1922 als "oberster SA-Führer" von Westdeutschland genannt, ohne
allerdings zu dieser Zeit NSDAP-Mitglied zu sein!
Später
ist er zeitweise aktiv in rechtsorientierten, republikfeindlichen
Gruppierungen (Organisation Consul), was ihn mehrfach in Konflikt mit
dem Staat bringt. Er wird sechsmal festgenommen, lernt
mehrere Untersuchungsgefängnisse kennen, wird jedoch niemals verurteilt.
In seinem Buch „Die Geächteten“ hat Ernst
von Salomon diese Zeit und auch seinen Mitstreiter HEINZ gewürdigt:
"Heinz hatte den Kopf voller Ideen. Er war blutjunger Offizier gewesen,
viermal verwundet, in Freikorpskämpfen erprobt, nun heimlicher Dichter
und mit Betonung Ästhet. Er liebte es, erbitterter Hasser jeglicher
Sentimentalität, melancholische Gefühlschwummrigkeiten mit einem
einzigen Wort voll grausamster Ironie zu töten. Tausend duftige
Wässerchen standen auf seinem Nachttisch - doch erfand er eine neue Art,
aus Dreck Sprengstoff herzustellen. Er machte vorzügliche Sonette und
schoß Herz Aß aus 50 Meter Entfernung ...(aus "Die Geächteten", S. 247).
Allerdings
soll hier auch daran erinnert werden, dass HEINZ, wie viele seiner
Generation, die Anfang zwanzig Jahre alt waren, sich als
Kriegsteilnehmer nach dem verlorenen Krieg um die Teilhabe am Aufbau
des neuen Staatswesens betrogen sahen, weil die neuen herrschenden
Parteien, USPD und Mehrheitssozialisten, über die Revolution als
Usurpatoren an die Macht gekommen waren, sich aber nicht nur
untereinander bekämpften, sondern auch die, die mit ihrem Blut im Krieg
bezahlt hatten, zunächst allein ließen, um sie dann, als die SPD unter
Ebert, Scheidemann und Noske alleine regierte, dazu zu benutzen, um
ihre sehr brüchige Macht im Staate mit Waffengewalt zum Beispiel gegen
den kommunistischen Spartakusbund zu festigen, um sich anschließend
wieder der Freikorps und anderer Wehrverbände zu entledigen (Der Mohr
hatte seine Schuldigkeit getan).
1922
bis 1924 arbeitet HEINZ eng zusammen mit dem Ausbildungsbataillon des
Infanterie-Regiments 15 (Giessen-Marburg-Kassel), nimmt aktiv am
Ruhrkampf gegen französische Truppen teil, die das Ruhrgebiet besetzt
halten und tritt, nach Auflösung der kleineren Wehrverbände, in den
STAHLHELM, Bund der Frontsoldaten, ein, wo er bis Mitte 1935 in
folgende Funktionen tätig ist: 1924 bis Ende 1925 Landesführer, 1926
bis 1935 Hauptschriftleiter (Chefredakteur) der Bundeszeitung, Chef des
Landesamtes Braunschweig, Abteilungschef in der Bundesleitung.
Zuletzt ist er Führer des Stahlhelm-Studentenringes "Langemarck".
Auf dem folgenden Bild sieht man HEINZ beim
"Reichsfrontsoldatentag" des STAHLHELM in Köln als äußerst links
Stehenden, auf dem Podest Stahlhelmführer Franz Seldte.
Von 1925 bis 1928 gibt er, zusammen mit den Kriegsdichtern ERNST
JÜNGER, FRANZ SCHAUWECKER und WILHELM KLEINAU, die
nationalrevolutionäre Zeitschrift "DIE STANDARTE" heraus. Hier sieht
man HEINZ (4. v.l.), zusammen mit anderen Frontliteraten, darunter
Ernst Jünger (ganz rechts).
Darüber
hinaus schreibt er, ab 1930, mehrere vielbeachtete Bücher sowie
zahlreiche Aufsätze und Artikel.
Im Jahre 1931 wird HEINZ 1. Vorsitzender des Nationalverbandes deutscher Schriftsteller.
1931,
nach seiner ersten Buchveröffentlichung "Sprengstoff", beginnt für
HEINZ, zusammen mit anderen sog. Frontliteraten, eine Zeit der öffentlichen
Diskussionsveranstaltungen.
So lädt
ihn Kurt Hiller, Kopf der "Gruppe Revolutionärer Pazifisten", zu einer
seiner Diskussionsrunden, die "Weltbühne" nennt die Namen: HEINZ,
Friedrich Hielscher, Karl-Otto Paetel, Otto Strasser, Walter Mehring,
Ernst Toller, Theodor Plivier und Johannes R. Becher.
Auch
im Rundfunk findet HEINZ ein Plenum. So diskutiert er beispielsweise am
5. Mai 1931 im Deutschlandfunk mit einem der Kulturpäpste der Weimarer
Republik, Herbert Ihering, über den Unterschied von Chauvinismus,
Patriotismus und Nationalismus. (Ab Seite 129 in "Herbert Ihering, Umschlagplätze der Kritik, Vorwerk Verlag, Berlin 2010)
Am
12. November 1927 hatte er in Wolfenbüttel die 21jährige
Stahlhelm-Sekretärin Hedwig Meyer aus Schönebeck/Elbe, die er in
Magdeburg, dem Sitz der Stahlhelm-Bundesleitung, kennengelernt hatte,
geheiratet. Der Ehe entspringen fünf Kinder: Gisela (1929), Friedrich
Wilhelm (1931), Rüdiger (1934), Hildburg (1939) und Michael (1948).
Hedwig Heinz starb 1994 auf Hawaii und ruht, an der Seite ihres Mannes, in Bad Nauheim.
Seit
1927 hatte sich, vorwiegend in Norddeutschland, eine Zusammenarbeit
zwischen verschiedenen nationalen Gruppen (z.B. Stahlhelm,
Landvolkbewegung) einerseits und oppositionellen Kräften innerhalb der
NSDAP andererseits (u.a. Gregor und Otto Strasser)
entwickelt, bei denen es den Beteiligten darum ging, ob sich in
Deutschland eine konservative oder eine nihilistische Revolution
durchsetzen werde. 1928 zu 1929 schlossen sich in Norddeutschland diese
Gruppen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um die Gruppe Hitler,
Esser, Streicher in Süddeutschland auszuschalten.
HEINZ
stellt sich, als politischer Leiter der Stahlhelm-Landesverbände
Hannover und Braunschweig, diesem Versuch auf Anordnung von
Stahlhelmchef Seldte aktiv zur Verfügung und tritt am 1. 4. 1929 in
Hannover der NSDAP bei.
Durch
das Umschwenken auf die Münchener Parteilinie von Gauleiter Rust, der
HEINZ Mitte Juni 1929 in seinem Haus mit Hitler zu einem Gespräch
zusammenführt hatte, kommt es zum völligen Bruch. Nach
weiteren internen Konflikten und einem gewonnenen
Beleidigungsprozess gegen Gauleiter Rust wird HEINZ, zusammen mit
anderen
"Linken", bereits am 30. Juli 1929, als nach exakt 3 Monaten, wieder
aus der NSDAP ausgeschlossen. Dazu Goebbels in seinem Tagebuch: Der
Parteirichter Buch "hat ein Komplott aufgedeckt. Dr. Straßer, Heinz,
Blank und Konsorten gegen Hitler... Jetzt erkenne ich voll die
Zusammenhänge. Nun gilt es fest zu bleiben. Ich bleibe auf meinem Platz
stehen. Bei Hitler. Wir werden der Schlange den Kopf abtreten."
Ein
Schreiben aus der Münchner NSDAP-Zentrale vom 12. November 1930 teilt
der Hannoverschen Gauleitung mit, „Herr Hitler hat entschieden, dass
F.W.Heinz nie mehr in die Partei aufgenommen wird.“
Die sog. Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 erlebt er in Berlin.
Am
Abend des 27. Februar, dem Tag des Reichstagsbrandes, wird er von einem
SA-Rollkommando in eines der "wilden" Konzentrationslager verschleppt
und kommt nur durch die Intervention prominenter Stahlhelmführer
(Seldte, Duesterberg) frei.
Doch von nun an lebt HEINZ in ständiger
Angst, da einer seiner Intimfeinde aus der Zeit in Hannover, Gauleiter
Rust (Charakterisierung durch Goebbels: "absoluter Hohlkopf" und "nicht
ganz zurechnungsfähig"), inzwischen zum Minister für Wissenschaft,
Kunst und Volksbildung ernannt worden ist.
Auch
kann er seinen journalistischen Beruf nicht mehr ausüben, da er durch
Führerbeschluss aus der NSDAP ausgeschlossen bleibt und das neue
Schriftleitergesetz eine Parteimitgliedschaft vorsieht.
Doch eine Emigration ins Ausland kommt für ihn als Patrioten nicht in Frage.
HEINZ
trifft sich nun häufiger mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, geboren 1906, dem
ältesten Sohn des Kronprinzen und offiziellen Thronanwärter der
Hohenzollern, den er aus Wilhelms Zeit im Stahlhelm kennt.
Auf Gut Klein-Obisch in Schlesien, hier mit dem
Prinzenpaar, werden erste Gespräche für einen möglichen Umsturz
geschmiedet.
Die Freundschaft zwischen HEINZ und der Familie des Prinzen entwickelt
sich so intensiv, dass HEINZ, nach dem Tode des Prinzen im
Frankreich-Feldzug 1940, gemäß dessen letzten Willens, zum Vormund der
beiden Prinzessinnen bestellt wird.
Am 30. Juni 1934, der "Nacht der langen Messer" im Zuge des sog.
Röhm-Putsches, taucht er, wohl vorgewarnt, für kurze Zeit unter, um
nicht vielleicht auch einem Mordkommando zum Opfer zu fallen, das "alte
Rechnungen" begleichen soll.
Bis
zur Auflösung der Stahlhelm-Schriftleitung im November 1935 , redigiert
HEINZ, zusammen mit Franz Schauwecker, die Stahlhelmzeitung.
Dann
steht er, inzwischen Vater von drei Kindern, mit dem Wissen auf der
Straße, dass noch immer genügend belastendes Material aus der Zeit vor
dem 30. Januar 1933 existiert, das ihm als Parteischädling
lebensgefährlich werden kann, mindestens aber eine Einweisung ins KZ
befürchten lässt. So hatte er z.B. bereits 1926 als Chefredakteur der
Stahlhelm-Bundeszeitung einen scharfen Leitartikel gegen Adolf Hitler
unter dem Titel "Die Front der Anständigen" veröffentlicht.
1932 war ein in fast allen deutschen Zeitungen gedruckter
Artikel erschienen unter dem Titel "Alraune im Braunhemd", in dem sich
HEINZ vordergründig kritisch mit dem nationalsozialistischen Schreiber
Hanns Heinz Ewers und seinem Buch über Horst Wessel („Blutzeuge der
Bewegung“) auseinandergesetzt hatte, gleichzeitig aber grundsätzlich
die Kulturpoltik der NS-Führung kritisierte: "Hier ist kein
verständnissvolles Totschweigen und kein peinlich-verlegenes Wegschauen
am Platze. Hier muß Farbe bekannt werden. Das ist jeder seiner Nation
Verpflichtete ... schuldig. Tat und Tod einer über alle Maßen
opferwilligen Jugend sind zu heilig, als daß sich ihrer eine unsaubere
Phantasie zum Zwecke der geschäftlich-literarischen Ausbeute bemächtigen
dürfte. Das aber geschieht in einer beispiellos abstoßenden Weise
derzeit durch jenen Lieferanten obzöner Ausschweifungen und lasziver
Triebverirrungen für Vorkriegs-Lustgreise, Herrn Hanns Heinz Ewers ...
In "Reiter in deutscher Nacht", das unbegreiflicherweise ... in einem
nationalen Blatte abgedruckt wurde, wirkt echt nur die ... Schilderung
sadistischer und blutschänderischer Vorgänge ... Wenn man nun von dem
ehernen Grundsatz ausgeht, daß jeder Machtanspruch geistig und seelisch
gerechtfertig werden muß, so steht man bestürzt und erschrocken vor
der Tatsache, daß Adolf Hitler ausgerechnet Hanns Heinz Ewers
beauftragt hat, den Opfergang des nationalsozialistischen Sturmführers
Horst Wessel und damit zugleich den Opfergang der
nationalsozialistischen S.A. im Kampf um die proletarischen Stadtviertel
zu schildern ... Ewers bringt es sogar fertig, sein "Volksbuch" der
Mutter [Horst Wessels] zu widmen, und niemand, kein Führer und kein
S.A.-Mann der Hitler-Partei, hat bisher diese Krönung der
Schamlosigkeit gebührend beantwortet ..." usw.
Dieser Artikel, in dem HEINZ Hitler und Goebbels
indirekt den Verrat am Nationalsozialismus vorwarf, brachte ihm umgehend
den Eintrag in die Warnkartei der NSDAP ein.
Vergessen war auch nicht sein Artikel in der
"STANDARTE" anläßlich des NSDAP-Verbotes im Mai 1927, in dem er
ausführte, dass sie [die Partei] wegen des nationalsozialistischen
Maulheldentums - ihr Hauptvertreter Goebbels - daran nicht unschuldig
sei. Man sehe in den Nationalsozialisten zwar eine verwandte Bewegung,
aber um jemals gemeinsam marschieren zu können, müsse mit dem "System
des Radauantisemitismus, der Gummiknüppelargumentation und der
Neidinstinkte lumpenproletarischen Denkens gebrochen werden."
(Standarte Nr. 7 v. 22.5.1927)
In
seinem 1930 geschriebenen biografischen Roman "Sprengstoff" lässt er -
im Abschnitt nach dem gescheiterten Hitlerputsch im November 1923 - den
Geschäftsführer des Bundes Wiking, Friedmann, über Adolf Hitler
sprechen: "Der hat sich als erster auf den Bauch geworfen, dass er sich
die Beine verstaucht hat. Dann hat er sich in seinen roten Fiatwagen
geschwungen und ist abgehauen."
Und
Kapitänleutnant Kautter, Stellvertreter von Kapitänleutnant Ehrhardt,
fährt im Buch fort: "Ohne jede Sicherung hat Hitler seine Leute ins
Feuer geführt. Nichts war vorbereitet. Er wusste überhaupt nicht, was
er wollte. Als es dann knallte, hat sich der größenwahnsinnige Adolf
verkrümelt. Kein Mensch weiß, wo er steckt. Seine Leute hat er einfach
im Stich gelassen. Revolutionen mit dem Maul . Haben Sie es vom ihm
jemals anders erwartet?"
Schließlich ist überliefert, dass HEINZ einem Freund gegenüber das
Scheitern des Hitler-Putsches am 9. November 1923 so kommentierte:
"Ludendorff und Hitler seien an der falschen Politik schuld, und es
wäre besser gewesen, sie wären bei der ersten Salve an der
Feldherrnhalle geblieben."
Bereits 1933 werden HEINZ´ Bücher nicht mehr angeboten, 1937 findet man
sie in der "NS-Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums", in
einem Gestapo-Gutachten (Ende 1937) gelten sie als
national-bolschewistisch.
So wächst in ihm der Entschluss, wieder in die Wehrmacht einzutreten.
Die Hürde der politischen Unbedenklichkeitsprüfung meistert er
dergestalt, dass ihm ein Kamerad aus der Zeit der Freikorps, der
inzwischen an der Spitze der Abwehr stehende Kapitän z.S., Wilhelm
Canaris, diese bescheinigt.
Vom 6. 1. - 30. 1. 1936 absolviert HEINZ als Leutnant d .R. eine
Eignungsübung im III. Bataillon/I.R. 26 Flensburg zum Eintritt in das
durch die starke Vermehrung der Wehrmacht geschaffene
Ergänzungsoffizierkorps (E), tritt mit Wirkung vom 1. April als
E-Angestellter in die Abwehr (Referat III c 3 "Spionageabwehr außerhalb
der Wehrmacht") ein und wird im Anschluss zum Hauptmann (E) befördert.
(Erkennungsmarkennummer 428-O.K.W.)
HEINZ
Aufgaben in der Abwehr liegen anfangs vornehmlich im Bereich der
Pressearbeit, er schreibt ein Drehbuch für einen Anti-Spionagefilm der
UFA, aber auch Broschüren für Fragen der Spionageabwehr, Luftschutz
usw.
Allerdings
trifft er in der Abwehr, neben seinem Gruppenleiter Oberstleutnant (E)
Hans Oster (Bildmitte), einem Monarchisten und Skeptiker gegen das neue
Regime, auf eine ganze Reihe alter Bekannter, die allesamt der
nationalsozialistischen Idee Hitlerscher Prägung ablehnend
gegenüberstehen und auch bereit sind, das Wagnis eines Umsturzes zu
tragen.
Darüber hinaus sucht HEINZ (rechts, Mitte Oster, links Fritsch) den
Kontakt zu oppositionellen Persönlichkeiten aus dem
sozialdemokratischen ( Wilhelm Leuschner, Julius Leber, Gustav
Dahrendorf), gewerkschaftlichen (z.B. Hermann Maass) oder bürgerlichen
Lager (Dr. Goerdeler).
Mit
dem bereits erwähnten Prinzen Wilhelm von Preußen verbindet HEINZ eine
tiefe
Freundschaft, er sieht ihn ihm, nach einem geglückten Putsch, das neue
royale Staatsoberhaupt, eingebunden allerdings in eine konstitutionelle
Monarchie (Beispiel Großbritannien). Eine Rückkehr „wilhelminischer
Verhältnisse“ kommt für ihn dagegen in keiner Weise in Frage!
Im September 1938 kommt es, während der Sudeten-Krise, zu dem sog.
Witzleben-Oster-Beck-Staatsstreichversuch mit dem Plan , Hitler durch
einen Stoßtrupp in der Reichskanzlei zu verhaften und entweder vor dem
Reichsgericht aburteilen zu lassen oder ihn in eine Anstalt
einzuweisen.
Einer
der Verschwörer in der Abwehr, Dr. Hans Gisevius, schlägt
HEINZ auf
Grund dessen Biografie als aktiver Infanterieoffizier im
Westheer des
Weltkrieges, aber auch wegen der "Kampfzeit nach dem
November 1918"
vor, den Stoßtrupp, der Hitler
in der Reichskanzlei verhaften soll, zusammen mit einem
Kameraden aus der Brigade Ehrhard, dem Marineoffizier Franz-Maria
Liedig, zu organisieren.
Folgerichtig
erteilen von Witzleben und Oster HEINZ und Liedig Anfang September 1938 den
Auftrag, einen bewaffneten Stoßtrupp zwischen zwanzig und dreißig Mann
aufzustellen.
Da über diesen Komplex naturgemäß keine Aufzeichnungen
vorhanden sind, (immerhin langte 1938 bereits ein falsches Wort
gegenüber der falschen Person für eine Einweisung in ein KZ), ergibt
sich, nach Aussagen von Zeitzeugen und veröffentlichtem
Quellenmaterial, folgende Zusammensetzung eines Teiles des Kreises:
HEINZ, die früheren „Brigade Ehrhardt“-Angehörigen
Korvettenkapitän Franz-Maria Liedig und Hauptmann Ludwig Gehre, die
„Stahlhelm“-Angehörigen Oberleutnant Hans-Jürgen Graf von Blumenthal,
Wolfgang von Buttlar, Arnold Bistrick, Wolf und Konrad Graf von
Finckenstein, Herbert Hoffmann, Junker, ferner Dr. Gerhard Fitzner, die
Abwehr II-Offiziere Major Döring, Major i.G. Helmuth Groscurth und
Oberleutnant Hans-Wolfram Knaack sowie Hans (?) Haubold Graf von
Einsiedel, Bodo Freiherr von der Recke, Albrecht Erich Günther
(Journalist und Soldat im Ersten Weltkrieg) und Leutnant d.R. Dr.
Hans-Albrecht Herzner.
Alle Vorbereitungen sind in kurzer Zeit abgeschlossen, allerdings kann
HEINZ seinen Vorgesetzten und Kameraden Oster davon überzeugen, dass
ein lebender Hitler mehr Macht besitzt als alle Truppenteile, die von
Witzleben für die Aktion vorgesehen hat.
Beide
kommen zum Entschluss, Hitler während des Unternehmens zu erschießen,
was allerdings weder von Beck noch von Witzleben geteilt
wird.
Die unter von Witzlebens Befehl
stehenden Verbände sollen, nach dem Sturm auf die Reichskanzlei, Berlin
abriegeln und den Putsch absichern.
Soweit
es möglich ist, werden die Angehörigen des Stoßtrupps HEINZ/Liedig in
verschiedenen Berliner Wohnungen untergebracht, u.a. in der Eisenacher
Straße 118 in Schöneberg. Andere warten zu Hause auf das Signal zum
Losschlagen.
Allerdings ist ein Putsch in den Augen der
Verschwörer nur dann sinnvoll, wenn Hitler weiter bei seinen
Kriegsplänen bleibt und die Mobilmachung gegen die Tschechoslowakei
anordnet, denn die Bevölkerung will keinen Krieg, eine Panzerparade in
Berlin stößt bei den Zuschauern auf eisiges Schweigen. (Die Hoffnung
der Putschisten beruhte auf der starken Vermutung, dass die Bevölkerung
einem Regimewechsel gegenüber neutral geblieben wäre, wenn sie die
wahren Beweggründe der Putschisten erfahren hätte, nämlich die
Wiederherstellung des Rechts im Reich.)
Gleichwohl
sind alle Vorbereitung nutzlos, da Hitler durch das am 29./30.
September mit dem englischen Außenminister Chamberlain, dem
italienischen Staatsführer Mussolini sowie dem französischen
Ministerpräsidenten Daladier geschlossenen "Münchener Abkommen" sein
Ziel, den Anschluss des deutsch besiedelten Sudetenlandes, ohne
Waffengewalt erreicht hat und er, gleichsam über Nacht, zum
"Friedenskanzler" avanciert.
Die
Männer des Stoßtrupps werden aus ihren Quartieren abgerufen, die
vorbereiteten schriftlichen Unterlagen (Aufrufe, Denkschriften usw.)
sollen vernichtet werden (was allerdings nur teilweise geschah, mit späteren fatalen Folgen).
Die Verantwortlichen sind zutiefst enttäuscht. Der
nach Meinung der Mehrzahl der Historiker am besten vorbereitete
Putschversuch gegen das Hitler-Regime ist, unter anderem durch Englands
Nachgeben, aber auch durch das völlige Versagen der Masse der passiven
deutschen Generalität, gescheitert.
Am 1. Oktober 1938 marschieren deutsche Truppen, unter dem frenetischen Jubel der Bevölkerung, in das Sudetenland ein.
Die
Enttäuschung und Resignation der Putschbeteiligten wird durch die am 9.
November inszenierte "Reichskristallnacht" noch verstärkt, gleichwohl
versuchen die in die Putschpläne Eingeweihten innerhalb der Abwehr,
durch zahlreiche Treffen mit Oppositionellen aus allen Lagern den
Gedanken des Widerstandes wach zu halten.
Diese
Bestrebungen gestalten sich naturgemäß immer schwieriger, denn nicht
nur das autoritäre System, sondern auch der militärische Dienst und
Versetzungen an andere Standorte im Reich, verhindern ein massiveres
Vorgehen.
HEINZ übernimmt am 26. August 1939 in der Abwehr die Leitung der Gruppe III C.
Als
am 1. September 1939 der Polenfeldzug beginnt, setzt er zunächst seine
Arbeit im journalistisch-propagandistischen Bereich fort.
Allerdings
sammelt er bereits zu dieser Zeit, zusammen mit Oster und weiteren
Angehörigen der Abwehr wie Franz Maria Liedig, Helmut Groscurth und Werner Schrader sowie Hans
von Dohnanyi, Unterlagen über die NS-Besatzungspolitik in Polen, denn
alle hoffen noch immer auf eine Möglichkeit des Umsturzes und wollen
mit diesen Materialien zur Aufklärung der häufig ahnungslosen deutschen
Bevölkerung beitragen.
Mit
dem ganzen Wissen der Hintergründe und Einzelheiten der Unrechtstaten,
die inzwischen auf das Konto der Nationalsozialisten gehen (die
zahlreichen Liquidierungen während der "Nacht der langen Messer 1934,
darunter der ehemalige Reichskanzler, General von Schleicher und seine
Ehefrau, die würdelose Absetzung des Generalobersten von Fritsch wegen
angeblicher Homosexualität, die völlige Ausgrenzung und beginnende
Verfolgung der jüdischen Minderheit, die Rechtlosigkeit einschließlich
der Konzentrationslager, die sog. "Reichskristallnacht", die erzwungene
Einverleibung des Sudetenlandes, die Besetzung der Resttschechei, der
England und Frankreich ins Lager der Kriegsmächte geführte Angriff auf
Polen und die Verwendung der sog. Einsatzkräfte), hatten Vertreter des
Widerstandes, namentlich Hans Oster, sogar zum Landesverrat bewogen,
indem sie den Angriffstermin Deutschlands auf Frankreich mehrfach an offizielle
holländische Stellen weitergaben. Auch Belgien und Dänemark wurden
gewarnt, allerdings ohne Erfolg.
Am
10. Mai 1940 trat die Wehrmacht zum Angriff auf Frankreich an, das am
3. September 1939 dem Deutschen Reich, zusammen mit Großbritannien, den
Krieg erklärt hatte.
Belgien,
die Niederlande und auch Frankreich wurden in kürzester Zeit besiegt
und Hitler sah sich, inzwischen auch von großen Teilen des Volkes, als
"Führer und Feldherr" verehrt.
Wie
man jetzt einen Regimewechsel dem Publikum "verkaufen" wollte, war
selbst den größten Optimisten im Lager der Widerständler ein Rätsel.
HEINZ
nimmt am Frankreich-Feldzug in einem der Abwehrtrupps teil, die im
eroberten Gebiet für die Erfassung und Auswertung feindlichen
Geheimmaterials zuständig sind.
Nach Berlin zurückgekehrt, erreicht ihn die Nachricht, dass sein Freund
und der von ihm nach einem gelungenen Umsturz als monarchistisches
Staatsoberhaupt favorisierte Prinz Wilhelm von Preußen, als
Oberleutnant und Führer einer Infanteriekompanie im Infanterieregiment 1, am 23. Mai 1940 bei
Valenciennes (Frankreich) schwer verwundet worden und am 26. Mai im
Feldlazarett Nivelles (Belgien) verstorben ist.
Bei der Trauerfeier in Potsdam, an der 50.000 Menschen teilnahmen, schreitet HEINZ hinter dem Sarg.
Mit
dem Tode seines Freundes, des Prinzen Wilhelm, sind die Möglichkeiten,
die konstitutionelle Monarchie an die Stelle der Hitlerdiktatur zu
setzen, für ihn persönlich nun endgültig gescheitert.
Für
HEINZ ist dies, neben dem Schmerz über den Verlust des
Freundes, der Beginn des Rückzugs aus dem aktiven Widerstand, zumal das
Regime sich auf seinem Zenit befindet und die deutsche Bevölkerung,
auch wegen des schnellen Sieges über den „Erbfeind“, fest dahinter
steht.
Wie bereits erwähnt, wird gemäß des Testaments des Prinzen HEINZ als Vormund der beiden minderjährigen Töchter bestimmt.
HEINZ,
der immer wieder zwischen Berlin und dem besetzen Paris hin und her
pendelt, nimmt Kontakt zu General Alexander von Falkenhausen auf, dem
Militärgouverneur von Belgien und Nordfrankreich, einem der führenden
Köpfe einer nach dem Putsch neu zu bildenden Regierung.
Als er jedoch Mitte August 1940 wieder einmal in Berlin
eintrifft, ist durchgesickert, dass Görings Geheimdienst (das sog.
"Forschungsamt der Luftwaffe") sowohl die landesverräterischen
Telefonate Osters mit dem holländischen Militärattaché als auch
belastende Gespräche anderer aufgezeichnet hatte.
Wohl
kann Admiral Canaris mit der ihm eigenen List die Ermittlungen ins
Leere laufen lassen, aber das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) beginnt,
sich für die Abwehrabteilung am Tirpitzufer zu interessieren.
Jetzt
verlassen immer mehr Verschwörer der ersten Stunde die Abwehr, entweder
auf diplomatische Auslandsposten oder aber zur fechtenden Wehrmacht.
Auch
HEINZ, am 1. September 1940 zum Major befördert, hat den Bürobetrieb, den zum Teil konspirativen Dilettantismus
einiger in der Abwehr sowie das ständige Zögern großer Teile der
Generalität satt und drängt nach einem Truppenkommando.
Am
1. Dezember 1940 wird er Kommandeur (Heinz links, rechts Oberst Oster)
des der Abwehr II im OKW direkt unterstellten I.
Bataillons/Lehrregiment "Brandenburg" z.b.V 800 (zbV = zur besonderen
Verwendung).
Über
keinen Verband der Deutschen Wehrmacht ist nach dem Zweiten Weltkrieg
so viel Unsinn geschrieben worden (in Roman- oder reißerischer
Dokumentationsform) wie gegen den Wehrmachtsverband "Brandenburg".
Auch der gleichnamige Film ist, würde man ihn ihm Landser-Jargon beschreiben, schlichtweg "Scheiße".
Es
würde auch hier den Rahmen sprengen, wenn man BRANDENBURG, in seiner
Komplexität, auch nur halbwegs vernünftig beschriebe.
Der vom Chef der Abwehr II befohlene, nachstehend zitierte Auftrag, soll als Erklärung dienen:
"Aufgabe
des Lehrregiments "Brandenburg" z.b.V. 800 ist der kampfmäßige getarnte
Einsatz gegen taktisch, operativ oder kriegswirtschaftlich wichtige
Objekte. Er erfolgt dort, wo andere Einheiten der kämpfenden Truppe
noch nicht oder nicht mehr kämpfen können."
Beschreibungen über "BRANDENBURG" findet man in dem
1958 im Bernhard und Graefe-Verlag erschienenen Buch von Herbert
Kriegsheim: "Getarnt, getäuscht und doch getreu" oder im Buch eines
allerdings erst 1944 als Generalstabsoffizier zur PzGrenDiv Brandenburg
versetzten Generalstabsoffizier, Helmuth Spaether "Die Brandenburger,
eine Kommandotruppe z.b.V" (München 1978).
Hervorzuheben
sind die von Franz Kurowski im Motorbuch-Verlag, Stuttgart, redigierten
Bücher "Deutsche Kommandotrupps 1939-1945 Brandenburger und Abwehr im
weltweiten Einsatz" (Teil 1 und 2), die wohl umfangreichste Arbeit bisher.
2007
erschien das Buch „Geheime Krieger“, in dem drei Autoren
(Brigadegeneral a.D. Günzel, erster Kommandeur des
Bundeswehr-Kommandoverbandes KSK, Generalmajor a.D. Wegener, erster
Kommandeur der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9), sowie Oberstleutnant
a.D. Walther, im II. Weltkrieg Kommandeur des 1. Regiments
„Brandenburg“, eine Brücke schlagen zwischen den drei genannten
deutschen Eliteverbänden.
Weder
das Lehr-Regiment "Brandenburg" z.b.V. 800 noch später die Division mit
dem gleichen Namen waren Bewährungs- oder sog. Strafverbände, die mit
Anfangsnummern 5 oder 9 versehen waren, noch gehörte "Brandenburg" jemals
zur Waffen-SS.
Allerdings focht sie mit verschiedenen dieser Verbände Seite an Seite, namentlich im Partisaneneinsatz auf dem Balkan.
Bei
"Brandenburg" handelte sich um einen Sonder- und Eliteverband des Heeres,
um die "Special Forces" der Wehrmacht, die, mindestens in den ersten
Jahren des Krieges, ähnlich operierten wie die französischen oder
britischen Commandos , der SAS (Special Air Service), in Nordafrika die
Long-Range-Desert-Group.
Die
USA hatten und haben ihre "Ranger"-Verbände, die sich allesamt das
Element der Kriegslist und der Überraschung beim Einsatz unmittelbar
hinter der Front oder in den rückwärtigen Gebieten zu Eigen machten
oder machen, die Russen haben die Spednaz-Verbände.
"Brandenburg" setzte sich vornehmlich aus Freiwilligen, darunter vielen Auslandsdeutschen, zusammen.
Dabei
war die Bezeichnung "Brandenburger" eher zufällig gewählt, als man bei
der Aufstellung der "Urmutter" aller BRANDENBURG-Verbände, der
Baulehr-Kompanie 800 z.b.V., und der Suche nach einer geeigneten
Unterkunft, auf die leerstehende Generalfeldzeugmeister-Kaserne in
Brandenburg an der Havel stieß und sich dort an der Weihnachtsfeier
1939 selbst den Namen gab.
Spätestens
mit der Aufstockung des Lehrregiments z.b.V. 800 ab dem 1. November
1942 zu einem Sonderverband in Divisionsstärke (4 Jäger-Regimenter,
Nachrichten-Abtlg., Küstenjäger-Abtlg., Tropen-Abtlg. und
Fallschirmjäger-Bataillon) und der direkten Unterstellung zum OKW-Amt
Ausland/Abwehr, wurden die Soldaten von Brandenburg, jetzt in der
Division "BRANDENBURG", häufig ausbildungsfremd als leichte
Infanterie eingesetzt.
Ab 13. September 1944 ( seit dem 7. August sogar mit einem
dunkelgrünen Ärmelstreifen "BRANDENBURG") bis zum Kapitulation der
Division am 10. Mai 1945 gegen russische Truppen bei Benneschau (im
damaligen sog. Protektorat), wurde die seit Juli 1944 genannte
"Panzergrenadierdivision Brandenburg" beim Panzerkorps
"Großdeutschland" (einem 100 prozentigen Heeres-Großverband) als
"normale" Infanteriedivision verwendet und zum Teil „verheizt“.
Knapp
6 Monate früher, nach dem 20. Juli 1944, waren allerdings rund 350
Soldaten von BRANDENBURG unter Oberleutnant Adrian von Foelkersam (gef.
am 21.Januar 1945 bei Hohensalza) zu den SS-Jagdverbänden unter
SS-Sturmbannführer Otto Skorzeny übergetreten und hatten u.a. im
Dezember 44/Januar 45 am Unternehmen „Wacht am Rhein“
(Ardennenoffensive) teilgenommen.
Hier der Ritterkreuzträger von Foelkersam bei einem Verhör von Kriegsgefangenen als Leutnant bei „Brandenburg“.
Doch
zurück zu HEINZ. Als er Anfang 1940 das I. Bataillon übernimmt, holt
er, in Absprache mit Oster, regimekritische Soldaten und Offiziere zu
"Brandenburg", zum Teil Angehörige "seines Stoßtrupps" vom September
1938, um eine starke Zelle des Widerstandes innerhalb dieser Truppe zu
formen. Allerdings bleiben diese eine Minderheit und innerhalb des Regiments ein Fremdkörper.
Die
nach dem Krieg aufgestellte Behauptung, bei BRANDENBURG habe es sich um
eine Bürgerkriegstruppe gehandelt, ist falsch (genauso könnte behauptet
werden, das Potsdamer Infanterieregiment 9 sei Bürgerkriegstruppe
gewesen, weil einige seiner Angehörigen sich zum Widerstand zählen).
Hier
meldet im Frühjahr 1941 Oberleutnant John seine in der Brandenburger
Generalfeldzeugmeister-Kaserne angetretene 3. Kp. dem wegen seiner
Verwundung des rechten Arms im I. Weltkrieg mit links grüßenden Kdr.I.
Bataillon, Major HEINZ
Zur selben Zeit
wird HEINZ eine der beiden von der Abwehr betreuten Legionärseinheiten
unterstellt: das Ende 1940/41 in Niederschlesien aufgestellte
national-ukrainische Bataillon "Nachtigall". (Der Name rührt her von
den besonderen Sangeskünsten der ukrainischen Mannschaften, die ihre
Lieder so gut trällerten "wie Nachtigallen").
Kommandeur von "Nachtigall" ist Oberleutnant Dr. Herzner, deutscher Verbindungsoffizier zur Abwehr II ist der nachmalige
Vertriebenenminister unter Bundeskanzler Adenauer, Professor Dr.
Theodor Oberländer.
Der Verband soll den Einmarsch der Wehrmacht in die Ukraine militärisch und propagandistisch unterstützen.
Als dann die Deutsche Wehrmacht mit den verbündeten Armeen am 22. Juni
1941 um 03.00 Uhr "von Finnland bis zum Schwarzen Meer" auf einer
Breite von 1.600 Kilometern zum Angriff auf die Sowjetunion antritt,
steht das I. Bataillon/Lehrregiment "Brandenburg" z.b.V. 800, mit
unterstelltem Bataillon "Nachtigall", unter seinem Kommandeur, Major
HEINZ, im Rahmen der Heeresgruppe Süd, 6. Armee, XXXXIV. Armeekorps,
unterstellt der 1. Gebirgsdivision, im Kommando- und Kampfeinsatz.
Die Kompanien überschreiten zunächst ohne größere Verluste die Brücken
über den San, durchbrechen die sowjetische Bunkerkette "Medica-Linie"
und nehmen die wichtigen Brücken über den Bug.
Am
28. Juni findet man die "Kampfgruppe Heinz", rund 10 Kilometer vor
einer stark befestigten Verteidigungslinie bei Lemberg, das von den
Brandenburger am 29. Juni nachts im Handstreich genommen werden soll.
Als um 3 Uhr der Angriff beginnt, jagen die ukrainischen Kompanien, bei mäßigem Feindwiderstand, auf Lemberg zu.
Dort
finden sie in den von dem NKWD (sowj. Geheimdienst) fluchtartig
geräumten Gebäuden, darunter drei Gefängnissen, etliche Massengräber,
in denen einige Tausend ermordeter Ukrainer liegen.
Zwei
Tage vor dem Abrücken hatten NKWD-Truppen Massenerschießungen
vorgenommen und auch nicht vor Kindern und Greisen halt gemacht.
Major
HEINZ kommt, an der Spitze des Kradzuges, eine Stunde später in die
Stadt und rettet dort den Bischof der Unierten Kirche, Graf Czepticki,
der, gefesselt liegend in der von den Sowjets in Brand gesetzten
Kathedrale, gerade noch einem qualvollen Tod entgeht.
Von der ukrainischen Bevölkerung Lembergs werden die "Brandenburger" als Befreier gefeiert.
Inzwischen haben die Ukrainer vom Bataillon "Nachtigall" den
Radiosender besetzt und die Bildung einer freien, unabhängigen
Westukraine verkündet.
Darüber
hinaus versucht HEINZ, unterstützt von zwei Verbindungsoffizieren, die
nationalukrainische Bewegung unter Stepan Bandera bei der Gründung
eines von der Sowjetunion unabhängigen Staates zu unterstützen, was
allerdings krass im Gegensatz zur NS-Ostpolitik steht und Missfallen
erregt.
(Als dann nach der Wehrmacht sog.
Einsatzgruppen in Lemberg einrücken, ist es sehr schnell vorbei mit
dieser Unabhängigkeit. Der SD verhaftet die Führer der
Unabhängigkeit ihres Landes. Wenig später wird das Gebiet der
West-Ukraine dem "Generalgouvernement", also dem polnischen Gebiet,
zugeschlagen und auch die von den Deutschen und ihren
Unabhängigkeitsversprechen maßlos enttäuschten ukrainischen Verbände
werden aufgelöst).
Zurück nach Lemberg.
Dort
hat das Auffinden der von den Sowjets bzw. der NKWD ausnahmslos
verstümmelten Leichen (in der Stadt alleine über 4.000), darunter auch
die eines an der Decke aufgehängten, unbekleideten achtjährigen
Mädchens, bei der national-ukrainischen Bevölkerung eine hochaggressive
Stimmung erzeugt, die sich namentlich gegen die jüdische Bevölkerung in
Lemberg richtet, der man Kollaboration mit den Sowjets und der NKWD
unterstellt.
Es
finden mehrtägige gewaltsame Ausschreitungen statt, in deren Verlauf es
zu schweren Übergriffen gegen die jüdische Bevölkerung Lembergs kommt.
Deutsche
staatsanwaltliche Ermittlungen nach dem Krieg bescheinigten der
Wehrmacht immerhin, sich weder organisiert noch befohlener Weise an
diesen Untaten beteiligt zu haben, gleichwohl scheinen viele deutsche
Soldaten den Ereignissen hilflos gegenüber gestanden zu haben.
Jedenfalls hat das hier Erlebte Major HEINZ so stark
bewegt, dass er, am 1. Juli 1941, eine Woche nach Beginn des Feldzuges
gegen die Sowjetunion, dem XXXXIV. Armeekorps seine über das rein
Militärische deutlich hinausgehende „Schlussmeldung über die Einnahme
von Lemberg“ schickt.
Im Punkt 4 "Verhalten der Bevölkerung" kritisiert er in scharfen Worten
das Verhalten deutscher Polizeieinheiten gegenüber der vorwiegend
jüdischen Zivilbevölkerung:
"Die
ukrainische Bevölkerung, teilweise auch die ärmere polnische
Bevölkerung, soweit sie aus der österreichischen Zeit stammt, nahm die
Truppe als Befreier auf. Die Metzeleien der Roten haben die Wut aufs
Äußerste angefacht. Es setzten am 30.6.41 und 1. Juli verstärkt
Gewaltaktionen gegen die Juden ein, die teilweise schlimmsten
Pogromcharakter annahmen. Die eingesetzten Polizeikräfte erwiesen sich
ihrer Aufgabe hierbei nicht gewachsen. Sie stachelten durch rohestes
und abstoßendes Verhalten gegenüber Wehrlosen die Bevölkerung auf. Die
eigene Truppe ist, wie die Meldungen der Kompanien beweisen, über die
Rohheitsakte und Quälereien empört. Sie hält ein unerbittliches
Strafgericht an den Schuldigen am Massaker der Bolschewisten für
unbedingt erforderlich, versteht jedoch nicht das Quälen und Erschießen
wahllos zusammen getriebener Juden, darunter Frauen und Kinder.
Besonders auf die ukrainischen Kompanien macht dies alles einen
Disziplin zerrüttenden Eindruck. Sie können nicht zwischen Wehrmacht
und Polizei unterscheiden und werden, da sie im deutschen Soldaten ein
Vorbild sehen, in ihrer Beurteilung der deutschen allgemein schwankend.
Es ist dieselbe Truppe, die gestern jüdische Plünderer rücksichtslos
niedergeschossen hat, aber kaltherzige Quälereien verwirft."
Es soll an dieser Stelle noch einmal auf diese Schlussmeldung von HEINZ eingegangen werden.
7
Tage nach dem Angriffsbeginn auf die Sowjetunion hat ein Major und Bataillonskommandeur dem ihm vorgesetzten Armeekorps eine
schriftliche, unverschlüsselte Schilderung von Pogromen an der
jüdischen Bevölkerung von Lemberg gegeben.
Dies
geschah zu einer Zeit, als der Nationalsozialismus auf seinem Höhepunkt
stand. HEINZ hätte, wie die Masse der Armee, zu Erlebnissen dieser Art
schweigen können, er hat es aus Gewissensgründen und Anstand nicht
getan.
Deshalb ist es an
Bösartigkeit nicht zu mehr überbieten, wenn von interessierten Kreisen
in unseren Tagen dem Zeitgeist gefrönt wird und – ohne den Kontext auch
nur zu erwähnen - nur der letzten Satz der Meldung: „Es ist
dieselbe Truppe, die gestern jüdische Plünderer rücksichtslos
niedergeschossen hat, aber kaltherzige Quälereien verwirft",
verwendet wird als „Beleg“ für angebliche Kriegsverbrechen vom I./„Brandenburg“.
Gerade das Gegenteil war der Fall.
Heute
ist bekannt, dass sich auch verschiedene hohe Armeeführer zu Beginn des
Russland-Feldzuges gegen Vorfälle dieser Art in ihrem Gebiet
schriftlich ausgesprochen haben, allerdings verbot Hitler generell eine
gerichtliche Ahndung dieser Taten.
Major
HEINZ bleibt für eine Woche in Lemberg, wo Wehrmachtsärzte und
-juristen sowie das Ukrainische Rote Kreuz die Greueltaten an den vom
NKWD viehisch Ermordeten dokumentieren.
Ein
Nachspiel besonderer Perfidie erlebte der während dieser Zeit als
deutscher Verbindungsoffizier bei "Nachtigall" eingesetzte, später in
der Regierung Adenauer als Vertriebenenminister eingesetzte Prof. Dr.
Theodor Oberländer.
In
einer raffiniert aufgebauten, gleichwohl erbärmlichen Lügenkampagne
östlicher Geheimdienste wurde seit 1959 dem Bataillon "Nachtigall" und
vor allem Oberländer die tausendfachen Morde in Lemberg - analog wie im
Fall Katyn - untergeschoben.
Westdeutsche
"nützliche Presse-Idioten" begannen ein Kesseltreiben gegen Oberländer,
gegen den ein umfangreiches Ermittlungsverfahren von der
Staatsanwaltschaft Bonn eingeleitet wurde.
Das
in nüchterner Juristensprache gehaltene Resultat der Recherchen einer
internationalen, neutralen Kommission sagt aus: "Nach viermonatiger
Untersuchung und Überprüfung von 232 Zeugenaussagen aus allen
beteiligten Kreisen ergibt sich die Feststellung, dass die
Anschuldigungen, die gegen die Einheit "Nachtigall" und den damaligen
Oberleutnant und heutigen Bundesminister Dr. Oberländer erhoben worden
sind, jeder Grundlage entbehren."
Und
1977 bekannte einer der Angehörigen der Kommission, der norwegische
Jurist Dr. Hare Cappelen: "Die Kommission, einschließlich meiner
Person, ist nach gründlicher Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen,
dass Dr. Oberländer an den Morden in Lemberg 1941 nicht beteiligt war
... Es war die NKWD, die diese Morde begangen hatte."
Unbeschadet davon musste Oberländer unter dem Druck der nachweislich falschen Vorwürfe im Mai 1960 zurücktreten.
Das
I. Bataillon BRANDENBURG greift weiter beiderseits der Rollbahn an,
wobei die 2. Kompanie unter dem bekannten Schriftsteller und Globetrotter, Hauptmann d.R. Dr. Wolf-Justin Hartmann, vor
Winniza im infanteristischen Nahkampf gegen einen tapferen und
fanatischen Gegner (Komsomolzen-Regiment) schwerste Verluste erleidet.
Alleine
5 Offiziere, die sich anläßlich der September-Verschwörung 1938 für ein
Anschlag auf Hitler bereit erklärt hatten, sind gefallen.
Zu
oft waren in den vergangenen Tagen aber auch BRANDENBURGER im Tarneinsatz
(z.T. in russischen Uniformen) von der eigenen Truppe beschossen
oder getötet worden, weil diese deutschen Verbände nicht informiert
waren.
Dieser
Umstand, aber auch die hohen Verluste, bewog Admiral Canaris, die
BRANDENBURGER nach Erfüllung ihres Auftrages zur Auffrischung wieder
nach Deutschland zu verlegen und die Kommandostruktur noch einmal zu
überarbeiten.
Auch Major HEINZ, (Bildmitte, links der Regimentskommandeur Oberst Haehling von Lanzenauer),
verlegt zurück in die Brandenburger Generalfeldzeugmeister-Kaserne.
Seine
Unterstützung der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung sowie seine
Meldung über das Pogrom an jüdischen Frauen und Kindern haben ihn
einstweilen sein weiteres Truppenkommando gekostet.
Am
25. Juli hatte er die Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse sowie das
Infanterie-Sturmabzeichen in Silber verliehen bekommen, am 19. Juli
bereits die Spange zum EK 2
Vom
Chef der Abwehr erhält HEINZ einen neuen Auftrag: Aufstellung einer
Abwehrschule (ab 28. Oktober 1941) und, auf dem Truppenübungsplatz bei
Meseritz, einer sog. V-Abteilung, die die V = Vertrauensleute und
Agenten führen soll.
Daneben werden
Inder der Legion Asad Hind (Freies Indien) von Subhas Chandra Bose
gegen den Kampf gegen die Kolonialmacht England ausgebildet, eine
persische und afghanische Kompanie folgen.
HEINZ verfolgt auch hier seine Pläne für einen politischen Umsturz.
Der
Kommandeur des Fallschirm-Lehrbataillons, Major von der Heydte, und der
I A (Erster Generalstabsoffizier) der um Berlin stationierten
Luftlandedivision, Konrad Graf von Üxküll-Gyllenband, signalisieren ihm
ihre Bereitschaft, mit Truppen zu unterstützen, doch scheiterten alle
Pläne am scharfen Protest von Beck und Witzleben.
Überhaupt
haben sich die Dinge für die Verschwörer von 1938 mit Fortdauer des
Krieges, (man schreibt immerhin schon das 3. Kriegsjahr), ungünstig
entwickelt.
Etliche Angehörige des Stoßtrupps sind
entweder an Verwundungen oder Krankheiten verstorben, oder waren, wie
der Chef der 8./ Lehrregiment z.b.V. 800, Oberleutnant Hans-Wolfram
Knaak, beim Handstreich auf die Düna-Brücken bei Dwinsk/SU am 26. Juni
1941 gefallen.
Doch noch hoffen die Überlebenden auf eine neue Chance, die sie nutzen wollen.
Mit Datum 1. November 1942 wird das Lehrregiment BRANDENBURG auf die Stärke einer Division gegliedert.
HEINZ
erhält eine neues Kommando: Ab 20.11.1942 bis zum 31.12. wird er
"Verbandsführer des Sonderverbandes 804 O.K.W./Abw. III = 4. Regiment
"BRANDENBURG", mit Wirkung vom 1. Januar 1943 zum Kommandeur dieses
Regimentes ernannt und am 1. März 1943 zum Oberstleutnant befördert.
Nach der Abmeldung seines Regiments von Admiral Canaris und dem
Divisionskommandeur, Oberst von Pfuhlstein (rechts), in der
Generalfeldzeugmeister-Kaserne in Brandenburg, fährt HEINZ am 17. April
1943 nach Belgrad seinem Verband voraus, um vor Ort den Einsatz des II.
Bataillons und des nachzuziehenden I. Bataillons/4. Regiment
"Brandenburg" vorzubereiten.
Der Auftrag für ihn und sein Regiment lautet:
"Unterstützung der 1. Gebirgsdivision und der 7.
SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision "Prinz Eugen" bei ihrer Operation gegen
die kommunistischen Partisanenverbände unter Tito".
Neben
den Tito-Verbänden gab es allerdings noch die von England (und
teilweise von Italien) mit Waffen versorgten
serbisch-nationalistisch-monarchistischen Verbände der Cetniks unter
Draza Mihailovic, die sowohl gegen die Tito-Banden, die Kroaten und die
Albaner, wie auch gegen die deutsche Besatzung ihres Landes kämpfte.
Vertraulich-politische
Gespräche zu einer Zusammenarbeit gegen England mit Tito, u.a. vom
Leiter der Abwehrstelle Klagenfurt, wurden "von oben" abgebrochen,
stattdessen setzte die deutsche Führung lieber weiterhin auf den jungen
kroatischen Staat unter seinem Führer Ante Pavelic und dessen Armee und
Ustascha-Verbände, die im Kampf gegen die Partisanenverbände deren
Methoden nur wenig nachstanden.
Überhaupt
führte der Partisanenkrieg auf dem Balkan sehr schnell zu einer
Verrohung der Kriegssitten, die auch bei den dort eingesetzten
regulären Armeen Deutschlands, Italiens, Ungarns und Bulgariens spürbar
wurde.
Sowohl die
Brutalitäten der Tito-Truppen färbten auf ihre Gegner ab, wie auch die
gegenseitigen Ausschreitungen, die sich aus den jahrhundertealten
Völkerfeindschaften zwischen christlich-orthodoxen Serben, den Kroaten,
Muslimen und Albanern ergaben.
Letztgenanntes,
nach 1945 wieder unterdrücktes Phänomen, sollte zu Beginn der 90er
Jahre des vergangenen Jahrhunderts erneut zu unfassbaren
Ausschreitungen im Rahmen der Balkankriege führen.
HEINZ,
immer mehr politisch denkend denn "nur Befehle ausführender Militär",
erscheint diese reine militärische Vernichtungsstrategie als völlig
untaugliches Mittel zur Befriedung des Territoriums.
Als
er Anfang Mai 1943 den Auftrag erhält, Mihailovic in seinem
montenegrinischen Hauptquartier zu verhaften und festzusetzen, um die
"Achse" zwischen Engländern, Italienern und Tschetniks zu desavouieren,
entschließt er sich - natürlich ohne jeden Befehl oder Absprache -zu
seiner eigenen politisch-militärischen Variante:
Mit zwei
sprachkundigen Begleitern schlägt er sich durch die feindlichen Linien,
bis sie am 10. Mai mit dem montenegrinischen Cetnikführer Pavle
Djurisic zusammen zu treffen. Dieser unterbreitet HEINZ ein
umfangreiches Bündnisangebot gegen Tito.
Kaum
ist HEINZ mit seinen Begleitern zurück bei seinem Regiment, funkt er
den Vorschlag von Djurisican an den Befehlshaber der deutschen Truppen
in Kroatien und spricht sich in seiner Meldung fast vorbehaltlos für
die Waffenbrüderschaft mit dieser Cetnikgruppe aus.
Doch
General Lüthers lehnt HEINZ Vorschlag ebenso ab wie Vorschläge anderer
deutscher Verbände, die bereits gemeinsam mit Cetnikgruppen erfolgreich
gegen Titobanden militärisch vorgegangen waren.
Stattdessen lässt Lüthers am 14. Mai Djurisican festsetzen und seine Kämpfer entwaffnen.
Mit
mehreren groß angelegten Unternehmen gegen die Partisanen versucht 1943
die deutsche Führung, dem "Phänomen Partisanen" Herr zu werden und
schreckt auch nicht mehr davor zurück, die Methoden der Banden zu
übernehmen und keine Gefangenen mehr zu machen bzw. Geiselerschießungen
zu genehmigen.
Damit
erzeugt man allerdings mehr einen Todesmut bei den Partisanen, was
HEINZ am 6. Juni 1943 zu einem Schreiben an den Oberbefehlshaber Südost
bewegt, in dem er auf diesen Teufelskreis hinweist:
"Die seitherige Methode, alle Partisanen unterschiedslos zu erschießen, konnte niemals zum Erfolg führen.
Viele Partisanen sind es erst durch ein Zusammenwirken verschiedener
Umstände geworden: Ustascha-, Muselmanen-, oder Cetnik-Greuel, Not und
Hunger, Terror und Zwang durch andere Partisanen. Sie bleiben
Partisanen, weil der Weg zurück durch die deutschen Befehle verbaut
ist. Sie haben Heimat und Familie verloren, so kämpfen sie bis zum
Tode."
Ob dieses
Schreiben von HEINZ, nachzulesen im Buch von Klaus Schmider,
Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941-1944, Mittler & Sohn 2002, zum
Auslöser einer kritischen Überprüfung bei der deutschen Führung geführt
hat, ist nicht aktenkundig,
Jedenfalls
erlässt der Kommandierende General in Serbien, genau einen Monat
später, einen Befehl, der das wahllose Erschießen untersagt.
Weitere
12 Tage später folgt sogar ein Grundsatzbefehl des OKW, dass "im Kampf
ergriffene oder sich ergebende Bandenangehörige als Kriegsgefangene zu
behandeln sind."
Allerdings
waren sowohl seine "Verhandlungen mit dem Feind" als auch seine für
einen Oberstleutnant gewagten, weil ins politisch gehende Meldungen an
höchste Kommandobehörden, bei seinen Vorgesetzten nicht immer auf
Wohlwollen gestoßen.
Darüber hinaus
führt eine harter Disput wegen der Verwendung des I. Bataillons/4. Regiment "Brandenburg"
zwischen HEINZ und seinem Divisionskommandeur, Generalmajor Alexander von
Pfuhlstein, zu einem dauernden Zerwürfnis.
In
Verbindung mit seiner Erkrankung, die ihn für Monate vom Dienst
abgehalten hatte, beendet im Spätsommer sein Divisionskommandeur, mit
dem HEINZ eine gegenseitige, herzliche Abneigung verbindet, seine
Verwendung als Kommandeur des 4. Regiments "Brandenburg" und versetzt
ihn, der durch eine Gallenblasenoperation inzwischen sogar zeitweise
felddienstunfähig geworden ist, zum 1. September 1943 in die
Führerreserve des Wehrkreises III Berlin-Brandenburg.
Nach seiner Genesung ist die nächste Verwendung von HEINZ die des
Kommandeurs der Streifendienste im Wehrkreis III.
In dieser Funktion erlebt er im Berliner
Bendlerblock, zusammen mit dem im Oktober 1944 hingerichteten
Hans-Jürgen Graf Blumenthal, den 20. Juli 1944, an dem Oberst i.G. Graf
Stauffenberg im ostpreußischen Führerhauptquartier Rastenburg
vergebens versucht, Adolf Hitler mit einer im Lagebunker hinterlassenen
Bombe zu töten.
Nach
Berichten hatte HEINZ
zwei Stoßtrupps des Heeresstreifendienstes WK III zur Verfügung von
Oberst Fritz Jäger bereitgestellt, um Minister Goebbels zu verhaften,
allerdings war HEINZ, trotz seiner Schlüsselstellung Kdr.
Streifendienste, in die Geschehnisse nur am Rande beteiligt und
verließ am Nachmittag des 20. Juli unbehelligt den Bendlerblock.
Nach
Niederschlagung des Putschversuches durch das Berliner
Heeres-Wachregiment und Liquidierung von Oberst Graf Stauffenberg und
weiterer Verschwörern durch ein "Standgericht" des Heeres, erhielt der
Reichsführer SS, Heinrich Himmler, durch Führerbefehl die alleinige
Verantwortung für die Aufklärung der Vorgänge um den 20. Juli. Eine
Sonderkommission des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) wurde in ihren
Ermittlungen schnell fündig, die Zahl der Festnahmen steigerte sich
täglich.
Durch
die Aussagen des inzwischen verhafteten General Oster schwer belastet
(die Division Brandenburg sei bei einem Putsch zur Abriegelung des
Führerhauptquartiers vorgesehen gewesen), erfolgen HEINZ´ Verhaftung
und mehrtägige Verhöre durch einen der führenden Offiziere der
Abwehrabteilung im Reichssicherheitshauptamt (RSHA),
SS-Standartenführer Huppenkothen.
HEINZ streitet, da es bisher keine greifbaren Beweise gab, jede Beteiligung ab und wird wieder entlassen.
Allerdings
findet um den 20. September ein Beamter des RSHA in einem Panzerschrank
des Oberkommandos des Heeres (OKH) in dem südlich von Berlin gelegenen
Ort Zossen umfangreiches und belastendes Material der Verschwörer, u.
a. aus der Zeit der September-Verschwörung 1938, das HEINZ und andere
längst vernichtet glaubten.
Huppenkothen
erlässt sofort Haftbefehle, auch gegen HEINZ, der jedoch von
Angehörigen seines alten 4. Regimentes Brandenburg und des Streifendienstes gewarnt wird, was
ihm einige Stunden Vorsprung sichert.
Er taucht bei immer neuen Adressen in und um Berlin unter, unter
anderem in dem Gartenhaus in der Eisenacher Str., in dem schon im
September 1938 die Angehörigen seines Stoßtrupps auf ihren Einsatz
gewartet hatten.
HEINZ
verdankt vielen Freunden, Kameraden und Bekannten sein Leben, an einige
sei hier erinnert: Oberst von Sydow, Konrad Graf Finckenstein, das
Ehepaar Waterstradt in Langenwisch bei Michendorf, Maria Ganz, die
Brandenburg-Angehörigen Hans-Jürgen von Bülow, Hans Töpelmann, Werner
Altpeter, Wolf-Justin Hartmann, Max Karbeutz, Wilhelm Johannes, Günther
Fielitz, Dr. Fitzner sowie viele weitere Freunde, die sich mit ihrer
Hilfe für HEINZ selbst in große Gefahr gebracht hatten.
In
den letzten 5 Monaten vor Kriegsende findet HEINZ Unterschlupf bei
Ulrike Weitzen, einer Angehörigen der Berliner Widerstandsgruppe "Onkel
Emil" um Ruth-Andreas Friedrich, die ihn sowohl mit gefälschten
Essensmarken verpflegen als auch versuchen, mehr über das Schicksal von
seiner Frau und den Kindern zu erfahren.
In
ihrem Buch "Der Schattenmann - Tagebuchaufzeichnungen 1938 - 45 ",
erschienen im Juli 1947 im Suhrkamp Verlag, schildert sie das
Zusammentreffen mit HEINZ und ihren Gesprächen.
Hedwig Heinz und der Halbbruder von HEINZ, Staatsfinanzrat Hermann Schilling,
waren
unmittelbar nach der Flucht von HEINZ auf Befehl Huppenkothens im Zuge
der Sippenhaftung verhaftet worden, um seinen Aufenthaltsort zu
erfahren, jedoch ohne Erfolg.
Von
den vier Kindern, die älteste war 15einhalb Jahre alt, gelang es nur
drei, sich zu Verwandten bei Magdeburg durchzuschlagen.
Der
an einer geistigen Behinderung leidende jüngste Sohn (11 Jahre),
Rüdiger, war im Zuchthaus Brandenburg/Görden untergebracht
und dort am 24. Februar 1945 als "Sohn eines Hochverräters und einer
Zuchthäuslerin" ermordet worden.
Ehe
die Rote Armee Berlin einnahm und sowohl Hedwig Heinz, die im
Frauengefängnis im Polizeipräsidium Alexanderstraße/Dircksenstraße inhaftiert war, als auch Hermann
Schilling aus der Haft befreite, war HEINZ nach Potsdam ausgewichen, wo
er sich bis Kriegsende in den Wäldern versteckt hielt.
Nach
der Kapitulation der Wehrmacht fand HEINZ nach und nach seine Familie
wieder und erhielt in der sowjetischen Besatzungszone für einige Monate
den Posten des Gemeindevorstehers in Bad Saarow-Pieskow am
Scharmützelsee, Ortsteil Meckerndorf (281 Bewohner), wo er ein
Sommerhaus besaß.
Bei
dem „Sonderauftrag“ handelte es sich um schnellstmögliche Beschaffung
von Lebensmitteln für die hungernde Bevölkerung Groß-Berlins.
In Pieskow gründete HEINZ, zusammen mit dem ihm aus dem Widerstand bekannten Gustav Dahrendorf, die SPD im Kreis Fürstenwalde.
Er
geriet aber, wegen der erzwungenen Eingliederung der SPD in die
„Sozialistische-Einheits-Partei SED, „in Gegensatz zur herrschenden
politischen Richtung“ (Kommunismus) und trat wieder aus.
HEINZ geht mit seiner Familie zurück nach Berlin-Lichterfeld,
wo er rasch in das ihm vertraute Geheimdienst-Metier zurückkehrt. Mit
ehemaligen Kameraden von BRANDENBURG und Persönlichkeiten wie Heinrich
von zur Mühlen, Rainer Hildebrandt und anderen betreibt er einen
Nachrichtenhandel, der die westalliierten Nachrichtendienste mit
Informationen aus der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) beliefert.
1947
übernimmt er von den Franzosen den Auftrag, die Rote Armee und die im
Aufbau befindlichen kasernierten Volkspolizeieinheiten (KVP) aufzuklären.
Im Juli 1948, wenige Tage nach Beginn der
sowjetischen Berlin-Blockade, fliegt HEINZ mit seiner Familie in einer
C-47 (militärische Version der DC-3) ins rheinische Neuwied
(französische Zone), wo er, neben der Fortsetzung seiner
geheimdienstlichen Tätigkeit, zusammen mit dem Ehepaar von Buttlar
einen Verlag für zeitgeschichtliche und schöngeistige Literatur, den
"Michael"-Verlag, gründet, um bei verlegerischem Erfolg dem
Geheimdienstmetier endgültig den Rücken kehren zu können.
Seine
parallele Arbeit für die Amerikaner hat aber die Franzosen inzwischen
so verärgert, dass sie sich von HEINZ trennen, der daraufhin in die amerikanische Zone nach
Wiesbaden wechselt.
Er betreibt hier, in der Bahnhofstraße 61,
sowohl seinen Verlag (der allerdings wenig später wegen
Erfolgslosigkeit wieder liquidiert wird), als auch den Handel mit
Nachrichten, daneben übernimmt er die Deutschland-Vertretung für die
amerikanischen Nachrichten-Magazine „Time“ und „Life“.
Als
dann die Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 vollzogen war,
dachte man in Bonn auch an den Aufbau eines rein deutschen
Nachrichtendienstes nach.
1950 kam es zur Gründung des sog. "Friedrich-Wilhelm-Heinz-Dienst" (FWHD), der direkt dem Bundeskanzleramt unterstand.
Eine
umfassende Schilderung dieses Dienstes, seiner Erfolge und seines
Endes, bietet das Kapitel "Friedrich Wilhelm Heinz - Verschwörer gegen
Hitler und Spionagechef im Dienste Bonns in dem 2003 im Ch. Links
Verlag, Berlin, erschienene Buch "Konspiration als Beruf - Deutsche
Geheimdienstchefs im Kalten Krieg" von Dieter Krüger und Armin Wagner.
Heinz
betrieb, nach Aussagen von Fachleuten und trotz bescheidener
finanzieller Mittel, den wohl effektivsten rein deutschen Dienst,
allerdings hatte er mit Otto John (Bundesamt für Verfassungsschutz BfV) und vor allem in Reinhard Gehlen
(Bundesnachrichtendienst BND) auch zwei Gegner, denen er, auch auf Grund seiner Biografie, auf Dauer nicht gewachsen war.
Dazu
kam, dass in der neuen Republik, die neben vielen ehemaligen Nazis auch
einen Hans Globke wieder zuließ, Männer des Widerstandes schlechte
Karten hatten, da sie für die Masse des Publikums Hochverräter
darstellten.
Nach einer wahren Schlacht von Intrigen, Unterstellungen und sogenannten "Dokumenten" nahm HEINZ zum 1. Oktober 1953 seinen Abschied (und nicht, wie geschrieben wird, dass er entlassen wurde!) und zog sich aus dem politischen Leben vollständig zurück.
In seinem Brief an Minister Blank vom 29. September 1953, in dem er,
zum Wohle des Amtes, um seine Beurlaubung und sein Ausscheiden
zum 31.3.1954 nachsucht, kommt HEINZ zu einer treffenden Analyse
der Vorgänge um ihn während der vergangenen 3 Jahre:
„Abschließend
darf ich bemerken, dass mein Hauptfehler wohl darin bestand, eine
Kommentierung meines Lebens und meiner Vergangenheit auch nur
zugelassen zu haben. Das Leben eines aktiven und politischen Mannes in
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ist, wenn es sinnvoll war, ein
buntes und vielgestaltiges Mosaikwerk. Das Herausbrechen von grünen,
roten, blauen oder goldenen Steinen aus dem Gesamtbild und das
philisterhafte Vorzeigen dieser Einzelsteinchen ist meistens dumm,
oftmals perfide, und es besagt für das menschliche Sein nicht das
Mindeste. Nur aus Spannungen erwächst Leben, und nur aus der Vielfalt
der Gegensätze erblüht die Harmonie.“
In einem gegen HEINZ angestrengten Prozess
wegen Meineides, die englische Times spricht von „einem überflüssigen
Prozess von gesuchter Künstlichkeit“ (er hatte als Zeuge in einem
Prozess unter Eid seinen letzten militärischen Dienstgrad als Oberst
angegeben, im Vertrauen auf die ihm mündlich gegebene Mitteilung der
Beförderung durch seinen Vorgesetzten Oberst Herbert von Sydow, der
allerdings in russischer Kriegsgefangenschaft verstorben war und damit
als Hauptzeuge ausfiel), wird HEINZ, trotz einer Reihe von weiteren
Entlastungszeugen, im November 1954 zu sechs Monaten Haft auf Bewährung
verurteilt. Aus seiner Personalakte waren wichtige Dokumente entnommen
worden und interessante Anmerkungen wie die auf dem folgenden
Personaldokument "Beförderung sperren" spielten keine Rolle.
Erst
nach langen Jahren eines Revisionsverfahrens beim BGH wurde diese
Strafe 1962 endgültig g e t i l g t und HEINZ galt wieder als nicht
vorbestraft. Das ist insoweit wichtig, da es auch heute noch
Zeitgenossen einer bestimmten Presse gibt, die, 50 Jahre nach dieser
Tilgung, vom "vorbestraften Friedrich Wilhelm Heinz" schreiben.
In seiner Villa in der Wiesbadener Straße 27
(abgerissen, inzwischen Busbahnhof) im Taunusort Hahn (heute
Taunusstein) empfängt er alte Weggefährten und Freunde, hier mit Frau
Heinz und seinem Freund Werner Altpeter.
Auch trifft er sich mit seinen Kameraden vom I. Bataillon und dem 4. Regiment "Brandenburg".
Angebote der Verlage Rowohlt und Ullstein,
seine Memoiren zu veröffentlichen, nimmt er nicht an. Wahrscheinlich
will er noch Lebende, aber besonders sich selbst vor einigen unbequemen
Wahrheiten verschonen, die in seinen republikfeindlichen Aktivitäten in
der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zu suchen sind.
Stattdessen
widmet er sich der Jagd in seinen gepachteten Revieren Bad Camberg und
Esch im Taunus, (wobei ihm aber mehr das "Schüsseltreiben", das sind
Esseneinladungen nach der Jagd, als das Schießen liegt) oder er bereist
Europa, wobei er stets die Soldatenfriedhöfe besucht, auf denen
„BRANDENBURGER“ ihre letzte Ruhe gefunden haben. Hier 1964 im
italienischen Costamano.
1966 zieht er noch einmal um.
In Bad Nauheim, dem Kurbad in der Wetterau, hatte er 1918 als
schwerverwundeter blutjunger Leutnant in einem Kriegslazarett gelegen,
hier sollte sich der Kreis seines Lebens schließen.
In
Bad Nauheim erlebt er auch, dass sein jüngster Sohn 1967 der Tradition
folgt und sich freiwillig zur Infanterie der deutschen Bundeswehr
meldet.
Nur noch als
Beobachter nimmt HEINZ den Beginn der sog. 68er-Bewegung wahr und ist
abgestoßen von diesen sich zumeist vulgär, verlottert und
zotig, dazu als Einzelne feige gebenden Vertretern dieser maulstarken
Minderheit.
Friedrich
Wilhelm HEINZ starb nach kurzer, schwerer Krankheit am 26. Februar 1968
und wurde am 29. Februar in Bad Nauheim beerdigt.
Das
letzte Geleit gaben ihm, neben der Familie und guten Freunden,
Angehörige der ehem. Brigade Ehrhardt, des Stahlhelm, der Abwehr des
Admiral Canaris, des 4. Regiments "Brandenburg" und des FWH-Dienstes.
Sein Sarg war bedeckt mit der Flagge der Kaiserlichen Marine von 1914
Am Ende erklang der 4. Satz aus Haydens Kaiserquartett mit der Urmelodie des Deutschlandliedes.
Buch-Veröffentlichungen:
SPRENGSTOFF (Autobiografischer Roman) Frundsberg-Verlag Berlin 1930 (Reprint im Uwe-Berg-Verlag, Toppenstedt)
KAMERADEN DER ARBEIT (Deutsche Arbeitslager:Stand, Aufgabe und Zukunft)
Frundsberg-Verlag Berlin 1933
DIE NATION GREIFT AN (Geschichte und Kritik des soldatischen Nationalismus)
Verlag Das Reich, Berlin 1933 (Reprint im Uwe-Berg-Verlag, Toppenstedt)
In: TIERE IM KRIEG (Herausgeber Johannes Theuerkauff)
Verlag Tradition Wilhelm Kolk Berlin 1932
In: STECOWA (Phantastisches und Übersinnliches aus dem
Weltkrieg-Herausgeber Hans Tröbst) Verlag Tradition Wilhelm Kolk Berlin
1932
In: KLÄRUNG (12 Autoren über die Judenfrage)
Verlag Tradition Wilhelm Kolk Berlin 1932
In: REVOLUTIONEN DER WELTGESCHICHTE (Herausgeber Wulf Bley)
Verlag Justin Moser, München 1933
In: MENSCH UNBEKANNT (Begegnungen und Erinnerungen)
zusammen mit Agnes Miegel, August Winnig, Hans Chr. Kaergel, Joseph
Wittig und Hildur Dixelius
Eckart-Verlag Berlin-Steglitz 1934
In: DEUTSCHER AUFSTAND (Die Revolution des
Nachkriegs-Herausgeber Curt Hotzel) Verlag von W. Kohlhammer Stuttgart
1934
In: JAHRBUCH DES DEUTSCHEN HEERES 1938
Verlag von Breitkopf und Härtel Leipzig 1937
Verschiedene Broschüren während seiner Zeit in der Abwehr II
SPIONE, VERRÄTER, SABOTEURE Berlin 1938
1000 WORTE LUFTSCHUTZ Berlin 1939
WAS TUE ICH IM ERNSTFALL Berlin 1940
VON WILHELM CANARIS ZUM NKWD 1949, unveröffentlichtes Manuskript
In: GETARNT, GETÄUSCHT UND DOCH GETREU, Herbert Kriegsheim
(Nachwort und Würdigung, gezeichnet als xxx) Verlag Bernhard und Graefe, Frankfurt/Main 1964
DURCHBRUCH INS REICH
2011 Verlag Bublies, Beltheim-Schnellbach
mkrh1948@gmail.com
Der
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©2012 Michael Heinz